"Jeder Mensch ist ein Träger von Fähigkeiten, ein sich selbst bestimmendes Wesen, der Souverän schlechthin in unserer Zeit. Er ist ein Künstler, ob er nun bei der Müllabfuhr ist, Krankenpfleger, Arzt, Ingenieur oder Landwirt. Da, wo er seine Fähigkeiten entfaltet, ist er Künstler. Ich sage nicht, daß dies bei der Malerei eher zur Kunst führt als beim Maschinenbau..."
- Joseph Beuys
Dieser Ausspruch klingt zunächst vielleicht etwas abgedroschen, aber dass der Weg das Ziel ist, ist der wohl wichtigste Baustein der Philosophie des Ateliers 34:7:
Wir basteln hier nicht das tausendste Fensterbild aus Tonpapier, bei dem Mama und Papa schon gar nicht mehr wissen, wohin damit. Geschenke zu Weihnachten und Ostern liefern die Schulen ausreichend. Wir produzieren hier nicht wie am Fließband. Jeder Workshop hat ein Ziel, aber keines, was erreicht werden muss. Wir wollen uns ausprobieren und dabei unsere Erfahrungen machen. Wenn sich die neuen Erkenntnisse am Ende in einem Ergebis manifestieren ist das wunderbar, aber ganz und gar nicht notwendig.
Die Auswahl qualitativ hochwertiger Materialien und Werkzeuge war mir sehr wichtig und basiert sowohl auf den Erfahrungen meines eigenen Schaffens, als auch auf der Arbeit mit Kindern der letzten 13 Jahre. So ist es mir auch ein großes Anliegen deutlich zu machen, welche (materiellen) Werte wir da in unseren Händen halten und wie dankbar wir für unsere Möglichkeit sein können, uns damit frei auszutoben. Wir arbeiten mit Maß, ohne zu verschwenden. Genauso lernen wir aber auch beherzt Materialtests, Entwürfe und Werke wegzuwerfen, zu transformieren oder weiterzuverarbeiten, wenn sie uns nicht taugen oder verändert stimmiger wären. Du lernst selbst auf deine innere Stimme zu hören, was dir gefällt und wie du arbeiten magst. Ganz ohne dich immer bei anderen absichern zu müssen, ob es denn "schön" ist, was du machst.
Kunst muss nicht schön sein!
Und was ist überhaupt schon "schön"? Sicher, mit der Zeit und Übung wird man immer sicherer und dadurch verbessern sich natürlich auch die Fähigkeiten. Das empfinden wir dann häufig als "schön". Talent kann für den Einstieg in die Kunst manchmal ein Vorteil sein, relativiert sich aber schnell, wenn es schließlich darum geht, die Fesseln abzulegen, die uns gesellschaftliche Regeln, Zwänge, Normen und Erwartungen angelegt haben. Da sitzen wir alle im selben Boot. Am Ende gibt es genügend Beispiele von Künstlern, die geniale Werke geschaffen haben, obwohl böse Zungen über sie sagen würden, dass sie technisch "nicht gut" sind.
Bewertungen und Unterscheidungen in "gut" und "schlecht", "schön" und "hässich" gibt es hier nicht.
Es ist schlimm genug, dass wir Freiheit und das Hören auf unsere innere Stimme erst mal wieder lernen müssen, um uns persönlich weiterzuentwickeln und uns selbst richtig zu verstehen! Neben einem stressigen Arbeitsleben und den Verpflichtungen, die auch die Familie und das Privatleben mit sich bringen, finden wir Erwachsenen kaum noch Zeit zur Beschäftigung mit uns selbst.
Meine Arbeit führt mir deutlich vor Augen wie wichtig es ist, dass wir wenigstens unseren Kindern diese Möglichkeiten einräumen, wenn wir uns schon selbst häufig nicht aus der Schusslinie der Alltagsverpflichtungen nehmen können (trotzdem liebe Eltern: Es ist nie zu spät dieses Verhalten umzulernen ;)). Wenn der Grundstein dafür bloß früh gelegt wird, fällt es im späteren Leben deutlich leichter sich selbst zu organisieren, zu regulieren und eben nicht in das klassische Hamsterrad mit Burnoutgefahr zu rutschen.
Im ersten Semester meines Lehramtsstudiums habe ich gelernt, dass die oberste Aufgabe einer Lehrkraft ist, die Kinder zu mündigen und selbstbestimmten Bürgern zu machen. In der Wirklichkeit habe ich das nur an sehr wenigen Schulen erleben dürfen. An staatlichen so gut wie nie. In dieser Ernüchterung habe ich schnell begriffen, dass man als kleines Licht im (staatlichen) Schuldienst nichts zum Besseren verändern kann, darum betrachte ich es als meine Aufgabe, den Kindern mit dem nötigen Einfühlungsvermögen und Know-How wenigstens im privatem Rahmen die Möglichkeiten zu geben, wirklich selbstbestimmt ihr Ding zu machen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Unter Einbezug aller Sinne vernetzt sich das neue Wissen von ganz alleine.
Von deinen neuen und geschärften Fertigkeiten wirst du dein ganzes Leben lang profitieren!
©2024 Eva Neumann | Atelier 34:7
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